Wörter, die nur Frauen meinen, enden meistens mit -in: Polizistin, Schülerin, Nachbarin.
Dieses -in an „normale“ Wörter anzuhängen, nennen Sprachwissenschaftler weibliche Movierung.
Zum Beispiel wird aus dem Wort Nachbar so Nachbarin.
Gleichgestellte Movierung bedeutet, dies für alle Geschlechter zu machen, nicht nur für Frauen.
Wird bei Frauen -in angehängt, so ist es bei Männern -un.
Ein männlicher Nachbar ist dann ein Nachbarun.
Ein männlicher Polizist ist ein Polizistun.
Ein männlicher Schüler ist ein Schülerun.
Es gibt auch Leute, die sich weder als Frau noch als Mann erleben können oder wollen.
Ihr Geschlecht nennt man oft divers, manche sagen auch nonbinäres Geschlecht dazu, oder Enby(s).
Nonbinär bedeutet übersetzt ungefähr: keins von beidem.
Auch für dieses Geschlecht gibt es eine eigene Movierung: -an.
Ein nonbinärer Nachbar ist ein Nachbaran.
Ein nonbinärer Polizist ist ein Polizistan.
Ein nonbinärer Schüler ist ein Schüleran.
So werden alle Geschlechter gleich behandelt.
Das wird gemacht, um besonders gerecht zu sprechen und kein Geschlecht zu bevorzugen.
Und wenn ein Wort, mit dem Personen gemeint sind, ohne -in, -un oder -an am Ende ist?
Dann ist kein bestimmtes Geschlecht gemeint, bzw. es sind alle zusammen gemeint.
Man kann also das Wort Nachbar benutzen, und es passt immer:
Egal ob Nachbarinnen, Nachbarunnen oder Nachbarannen, alle sind Nachbarn.
Oft sprechen wir über irgendwelche Menschen, und das Geschlecht ist dabei eigentlich unwichtig oder gar nicht bekannt:
Warst du dieses Jahr schon beim Zahnarzt?
Als Schüler kriegt man oft Hausaufgaben.
Oder es geht um eine Gruppe verschiedener Menschen, die nicht alle dasselbe Geschlecht haben.
Alle Nachbarn sind eingeladen.
Die Stadt hat viele Einwohner.
Dann lassen wir die Movierung einfach weg.
Wenn wir zum Beispiel nur Nachbarin sagen, aber nicht Nachbarun oder Nachbaran, denken manche Leute, Nachbar sei ein Wort, mit dem Männer gemeint sind.
Aber wenn die „normalen“ Wörter „Männerwörter“ sind und nur für Frauen extra „Frauenwörter“ benutzt werden, ist das nicht gerecht. Weder den Männern noch den Frauen noch den nonbinären Menschen gegenüber.
Denn dann denken die meisten Leute bei den „normalen“ Wörtern zuerst an Männer, obwohl es gar nicht so gemeint ist.
Die „normalen“ Wörter ohne Movierung – wir nennen sie auch „Kurzform“ – sollen aber keinem Geschlecht allein gehören.
Sie sollen alle gleich meinen.
C. Melsa, bearb. A. Lüthe/Q. Lammersmann