Meine Suffixvorschläge

Meine Vorschläge für das männliche und das nonbinäre Suffix

Nachdem ich für die männliche Movierung anfangs noch die lateinische Endung -us (Plural -i) propagiert habe – um es der nonbinären Gruppe selbst zu überlassen, welche Endung/en sie für sich wählt –, bevorzuge ich inzwischen eine andere Möglichkeit, die ich hier vorstellen möchte. Eine weitere Variante gefällt mir bis zu einem gewissen Grad auch ganz gut; ich werde sie weiter unten kurz erläutern.

Meine bevorzugte Idee:

-un/-unnen für die männliche Movierung, -an/-annen für die nonbinäre Movierung

Für diese Lösung sprechen insbesondere drei Argumente:

  1. Die männliche Movierungsendung -un/-unnen steht der – seit Jahrzehnten gängigen und seit Jahrhunderten bekannten – weiblichen -in/-innen–Form quasi symmetrisch gegenüber. In der Phonetik gibt es das sogenannte „Vokal–V“. Dort werden die Vokale in der deutschen Sprache folgendermaßen eingeordnet:
Vokal-V

Mit „o:“ wird das „offene o“ bezeichnet, das im Deutschen zwar mit demselben Buchstaben geschrieben wird wie das „geschlossene o“, tatsächlich aber ein eigener Laut ist. Es wird wie das o im Wort „offen“ gesprochen; im Gegensatz zum „geschlossenen o“, das wie im Wort „Ofen“ gesprochen wird.

Man kann, wie auf dem Bild ersichtlich, noch genauer werden und die Umlaute ä, ö und ü berücksichtigen, was aber für unser Thema hier unerheblich ist.

Das i wird als klanglich „hellster“ Laut bezeichnet, das u als „dunkelster“; das a gilt als klanglich „neutral“.

Als Sprach- und Stimmlehrer sowie Musiker spricht mich diese Lösung, auf die ich im Jahr 2023 gekommen bin, besonders an; ich halte sie für gut nachvollziehbar: Die Frauen haben die „hellste“ Endung (-in), die Männer die „dunkelste“ (-un), passend unter anderem in sehr vielen Fällen zu Männer- und Frauenstimmen, und Enbys die „neutrale“ (-an).

  1. Für ein sehr wichtiges Argument halte ich die klangliche Unverwechselbarkeit dieser Laute in den Suffixen. Bei der Variante „Mülleran“ (für Männer) und „Mülleron“ (für Nonbinäre) beispielsweise wäre eine klangliche Verwechslungsgefahr groß. Denn das o würde hier ja offen gesprochen, also wie im Wort „offen“ (es würde wohl kaum jemand „Mülleron“ mit geschlossenem „o“ wie in „Ofen“ sprechen). A und (offenes) o klingen aber sehr ähnlich, weswegen sie im Vokal-V dicht beieinander eingeordnet sind. Diese Verwechslungsgefahr besteht bei meinem Vorschlag nicht, da die Suffixlaute für die weibliche, neutrale und männliche Form weitestmöglich auseinander liegen, klanglich also gut unterscheidbar sind.
  2. Bei der Anwendung der neuen Suffixe muss nicht lange überlegt werden, da uns allen die -in/-innen – Endung hinlänglich bekannt ist. Es wird einfach nur der Vokal ausgetauscht und das i durch ein u oder a ersetzt.

Natürlich sind diese Suffix-Vorschläge neu, insofern also ein gewisser Eingriff in die deutsche Sprache. Allerdings sind ja auch schon bekannte Endungen irgendwann einmal entstanden und haben sich dann verbreitet.

Eine solche Verbreitung kann heutzutage dank Internet und weiterer Medien besonders leicht und schnell stattfinden, was am Beispiel der derzeit propagierten Genderformen mit Doppelpunkt, Sternchen oder Unterstrich; gesprochen mit der „Genderpause“, deutlich wird.

Dazu kommt, dass die Movierungen durch ihre Gleichstellung (also neben der femininen auch die maskuline und die nonbinäre Form) viel seltener gebraucht werden, als es derzeit mit der weiblichen Movierung gehandhabt wird (siehe weiter unten).

Eine weitere Möglichkeit ist die Movierung mit den Suffixen

-ich/-iche für die männliche Movierung, -ix/-ixe oder -is/-isse für die nonbinäre Movierung.

Diese männliche Movierungsform ist – im Gegensatz zu -un/-unnen – schon existent, wenn auch nur in wenigen Fällen, z. B. der Wüterich, der Enterich, der Mäuserich. Die nonbinäre Form mit -ix/-ixe oder -is/-isse wird von Menschen aus dieser Gruppe selbst häufiger vorgeschlagen und kommt meines Wissens aus dem Gallisch-Keltischen. Beide Formen sind recht alt, was einigen Menschen als Argument für ihre Verwendung dient (z. B. „Klassisches Gendern“ nach B. Thiery). Wichtig wäre allerdings, dass die jeweilige Endung konsequent verwendet würde, um die Sache nicht zu verkomplizieren. Statt der weiblichen Endung -in wird also immer -ich bei der männlichen und -ix oder -is bei der nonbinären Form angehängt.

Ich möchte an dieser Stelle dazu ermutigen, die Ideen auszuprobieren und damit zu spielen, denn es wäre natürlich wünschenswert, in naher Zukunft zu einem mehrheitlichen Ergebnis zu kommen.

Die Vergleichskriterien dürften vorrangig logische Anwendung (ohne lange überlegen zu müssen), Sprechbequemlichkeit und gute Hörunterscheidung sein.

Der große Vorteil der gleichgestellten Movierungen

Ganz unabhängig von den Suffixen ist es Tatsache – wie ich schon festgestellt habe -, dass die Movierungsformen bei Gendern 2.0 im Sprachgebrauch viel seltener verwendet werden, als es derzeit mit der weiblichen Form der Fall ist.

Da die kurze Grundform per definitionem wirklich ALLE Geschlechter umfasst, genügt sie in sehr vielen Fällen völlig, um alle Geschlechter anzusprechen. Bzw. um alle Menschen anzusprechen – denn in sehr vielen Zusammenhängen geht es überhaupt nicht um Sexus, sondern einfach nur um Personen. Die Movierungen werden nur verwendet, wenn es inhaltlich tatsächlich um Sexus geht.